Geschichte der Orgel

 
1710 Neubau der Orgel

Hinrich Klausing, Herford

  • Verwendung einiger Register einer ca. 100 Jahre älteren Orgel
  • Oberwerk: 9 Register
  • Brustwerk: 5 Register
  • Pedal: 4 Register (16‘, 16‘, 2‘, 1‘), separat aufgestellt

 

Orgelbauvertrag von 1709

  dreiseitiges Faksimile des Originalvertrages
  Abschrift (inklusive kompletter Originaldisposition

 
1882–1883 Umbau

A. Döhre, Steinheim

  • Versetzung von der Emporenbrüstung aus an die Kirchenrückwand
  • breites Untergehäuse im Stil der Zeit
  • Austausch/Neubau von Registern
  • freistehender Spieltisch

 

Aufnahme aus dem Jahre 1901
(Westfälisches Amt für Denkmalpflege)

 

20 Jahre zuvor waren die Lettner, auf denen die Orgel gestanden hatte, zugunsten der neuen großen (anfangs höher als heute liegenden) Empore abgerissen worden, um Platz für mehr Kirchenbesucher zu schaffen.

Die Orgel ist hier bereits an denjenigen Platz verschoben, der sich später als so fatal im Hinblick auf die Korrosionsproblematik erwiesen hat.

 
1931–1932 Reparatur

Furtwängler und Hammer, Hannover

  • Beibehaltung der Grundkonzeption von 1883
  • Austausch von Zungen
  • Normalstimmung (Zusatztöne auf pneumatische Laden)
  • Magazinbalg an Stelle der Keilbalganlage
 
1946 Reparatur

Emil Hammer, Hannover

  • Austausch von Registern
  • weitere pneumatische Zusatzlade

 

Aufnahme aus dem Jahre 1938
(Westfälisches Amt für Denkmalpflege)

 

Das Untergehäuse ist auch 1938 noch stark verbreitert. Der Bereich des freistehenden Spieltisches ist von der übrigen Empore, die gegenüber dem Zustand von 1901 deutlich abgesenkt worden ist, durch ein zusätzliches Geländer abgetrennt.

Einzelne große Pedalpfeifen schauen hinter dem Hauptwerksgehäuse hervor.

 
1957–1962 Reparatur und Neubau des Pedals

Paul Ott, Göttingen

  • Wiederherstellung der Originaldisposition in Oberwerk und Brustwerk, Neubau eines Pedalwerks (9 Register)
  • der Zungenstimmen
  • Umintonation auch des historischen Pfeifenmaterials im Stil der Zeit
  • der mechanischen Traktur
  • neues Untergehäuse und Pedalgehäuse aus Stahl/Sperrholz
  • Erweiterung des Tonumfangs bis f3

 

Aufnahme aus dem Jahre 1963
(Westfälisches Amt für Denkmalpflege)

 

Hier sieht man, dass das das Untergehäuse wieder schmaler geworden ist.

Das stark erweiterte Pedalwerk findet nun in einem hinten an das Hauptwerksgehäuse angebauten neuen Pedal-Gehäuse Aufstellung.

 
1971 Erweiterung um ein Rückpositiv

Paul Ott, Göttingen

  • Erweiterung um das Rückpositiv mit 11 (!) Registern, vor allem wegen der schlechten klanglichen Präsenz der Hauptorgel (aufgrund der Stellung hinten auf der Empore, des zu niedrigen Winddrucks, der speziellen Intonation etc.)

 

Aufnahme aus dem Jahre 1971
(Westfälisches Amt für Denkmalpflege)

 

Die Orgel wurde um ein Rückpositiv erweitert. Das von einem Höxteraner Tischler kunstvoll gefertigte Gehäuse beinhaltete mehr Register als das historische Hauptwerk.

Letzteres wurde nach wie vor weit hinten an der Kirchenrückwand belassen und nun durch das vorgelagerte Rückpositiv noch mehr an der Schallabstrahlung gehindert.

 
1985 Instandsetzung und Nachintonation

Siegfried Sauer, Ottbergen

  • Reinigung des Instruments
  • Beseitigung der durch Bauarbeiten entstandenen Schäden

 

Aufnahme aus dem Jahre 1972
(Helmut Loos)

 

Dieses "offizielle" Postkartenmotiv der Orgel zeigt das Instrument bereits mit der grau-marmorierten Bemalung, die auch bei der Instandsetzung 1985 und bei der Restaurierung 2004 beibehalten wurde.

Wie bei allen Frontalansichten war der Engel auf dem Mittelturm zwangsläufig durch den Gurtbogen verdeckt, obwohl der Fotograf für dieses Foto extra auf eine Leiter gestiegen ist.

 

 

Aufnahme aus dem Jahre 1998
(Klais Orgelbau)

 

Dieses Foto ohne künstliche Beleuchtung soll einen Eindruck davon vermitteln, wie die Orgel auch an einem hellen Tag weit hinten sehr im Schatten lag.

Man kann sich vorstellen, dass an der kalten Kirchenrückwand klimatische Bedingungen herrschten, die mit Sicherheit zu den wesentlichen Ursachen für die starken Korrosions-Probleme ("Bleifraß") des Instrumentes gehörten.

 
1998–2004 Neukonzeption und Restaurierung

Johannes Klais, Bonn

  • Beseitigung der starken Korrosionsschäden ("Bleifraß") an den historischen Pfeifen
  • Rückführung auf originale Stimmtonhöhe und originale Tastaturumfänge
  • kompletter Neubau der technischen Anlage (unter Verwendung aller noch erhaltenen originalen Teile) nach dem Vorbild der Klausing-Orgel in Ochtersum
  • Neubau aller Zungenstimmen nach dem Vorbild Ochtersum
  • Neuintonation des gesamten Pfeifenmaterials nach historischen Gesichtspunkten
  • moderate Erhöhung des Winddruckes
  • Vorziehen der historischen Werke Oberwerk und Brustwerk an ihren ursprünglichen Standort (Pfeifen des Ottschen Pedals und Rückpositives dahinter stehend)
  • Neubau des Untergehäuses und des separaten Pedal-Positiv-Gehäuses aus massiver Eiche

 

Aufnahme aus dem Jahre 2004
(Klais Orgelbau)

 

Dieses Foto wurde aufgenommen nach der Restaurierung 2004. Das ergänzte Blattwerk am neuen Pedalgehäuse war zu diesem Zeitpunkt noch unbemalt.

Das historische Hauptwerksgehäuse steht nun wieder genau an seinem ursprünglichen Platz vor dem Gurtbogen, wo Klangabstrahlung und Durchlüftung optimal sind. Das hochgestreckte Untergehäuse erklärt sich aus der Tatsache, dass das abgesenkte Niveau der Empore beibehalten worden ist.

Die Pfeifen aus dem Rückpositiv der 70er Jahre stehen nun in einem neuen Pedal-Positiv-Gehäuse dahinter, wie man der folgenden Querschnittszeichnung der Firma Klais entnehmen kann, die den heutigen Zustand wiedergibt.

In dieser Zeichnung ist auch zu erkennen, dass Klausing die Kappe des Mittelturmes einschneiden musste, um sie an den Gewölbebogen anzupassen. Durch diesen Umstand ließ sich bei der Restaurierung der genaue Standort rekonstruieren.

 

 

 

Auch die Kinder des Kinderchores nahmen wie die ganze Gemeinde regen Anteil am Wiederaufbau der Orgel. Gerne wurde immer mal wieder eine Probe zur Exkursion auf die Orgelbaustelle umfunktioniert.

 

 
2007/2008 Reinigung und Reparatur

Johannes Klais, Bonn

  • Im September 2005 wurde die Barockorgel genau so wie die ganze Kirche durch die verheerende Explosion eines Wohnhauses in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen.
  • Die historischen Pfeifen mussten wieder ausgelagert werden, und erst nach der vollzogenen Sanierung der Kirche im Oktober 2007 konnte die Orgel wieder gereinigt und in den Zustand von 2004 zurückversetzt werden.
  • Das 1. Konzert nach dieser erneuten Reparatur fand am 6.4.2008 statt.

 

Aufnahme aus dem Jahre 2010
(Sabine Schmithals)

 

Dieses Foto, aufgenommen nach einer "Nachtmusik bei Kerzenschein", zeigt eine Gesamtansicht der Orgel in der Gewölbearchitektur des historischen Kirchenraumes und im Dialog mit der Renaissance-Kanzel von 1597.

 

Aktuelle Mitteilung:

Im Dezember 2011 erlitt unsere Orgel einen erheblichen Wasserschaden durch einen Regenrohrdefekt.

Nach der anschließend erforderlichen allmählichen Durchtrocknung wurden die Schäden im April/Mai durch die Orgelbauwerkstatt Klais behoben.

Ausführliche Informationen  hier!